Komplex BA 1

Diplom-Ausstellung Komplex BA 1

05.02.–27.02.2022 /
Galerie KUB, Kantstr. 18, 04275 Leipzig

21.05.–18.06.2022 /
NGfZK Kulturhaus Häselburg Gera, Burgstraße 12, 07545 Gera

Die Diplom-Arbeit Komplex BA 1 von Christoph Liepach greift die Vorstellung auf, Architektur als Medium für Ausdruck von Erinnerung anzusehen. Diese seit der Antike existierende Idee geht von einem räumlichen Gedächtnis aus. Der Zusammenhang Raum und Gedächtnis ist somit eine Konfrontation physischer Räume und Objekte mit menschlichen Erinnerungen. Die in der Ausstellung gezeigten Werke wagen den Versuch des Gleichsetzens von Erinnerung mit einer Konstruktion – besser einer Re-Konstruktion. Die Möglichkeit einer Abbildung von Vollständigkeit mittels Fakten kann man hierbei ausschließen, da Erinnerung eine Mischung aus den Faktoren wie: des gespeicherten Wissens (beispielsweise in physischer Form), des emotional aufgeladenen persönlichen Wissens, der Detailschärfe von Erinnerungsfragmenten Außenstehender und des Zustands der erinnernden Person im Moment des Erinnerns ausmacht.

Komplex BA 1 beschäftigt sich mit diesen Verknüpfungen. Und auch hierbei ist die Re-Konstruktion ein entscheidender Versuch, diese Verknüpfungen mit Orten und der ihnen eingeschriebenen Geschichte herzustellen. In diesem Fall sozusagen einer gebauten, die auf einen Bezug zu DDR und Nachwende, an Fremd- und Eigen-Erfahrungen hindeutet. Ein Zitat aus dem Dokumentarfilm „Platte mit Aussicht“ von Uta Hergert und Marcel Raabe verdeutlicht diesen Gleichschritt:

„Alles gleich, alles viereckig. Die Häuser, die Platten, die Fenster, die Lichtschalter, die Fußboden- mosaike im Bad. Lüftungsschächte und Heizungsrohre bilden akustische Netze, die uns verbinden. Wir leben im Quadrat, zusammen. Beim Feiern im Trockenraum, beim Anstehen an der Kaufhalle, beim Appell in dem Schulhof. Aber machen gleiche Tapeten gleiche Menschen?“ (Hergert / Raabe 2005/2006: Min. 13:50 – 14:21)

Aus dem Zitat lässt sich herauslesen: Es handelt sich um eine gebaute Umgebung, komplett konstruiert und normiert. Im Film wird das Neubaugebiet Dresden- Gorbitz thematisiert. Auch die Diplom-Ausstellung nimmt Oberflächen, Kubaturen und Bildfragmente aus dieser, zu DDR- Zeiten errichteten, Neubau-Umgebung auf. Im Ausstellungstitel Komplex BA 1 (BA = Bauabschnitt) finden wir Verweise – wie in der der Ausstellung selbst – die Orientierung mittels Bezug auf reale oder aber auch fiktive Orte aufgreifen. Die einzelnen Werke sind betitelt mit Straßennamen und geben Hinweise auf die Gebiets- und Stadtplanung der DDR. Die damalige Raumordnung in Großwohnraum- Siedlungen schloss ebenfalls eine geordnete Natur mit ein, wodurch Bepflanzungen ganze Straßen in Erscheinung und Namensgebung prägten.